Die perfekte Kamera für Snapper und Fotografen

Was muss ich beim Kauf einer Kamera beachten und welche Funktionen sind tatsächlich nützlich?

Diese Frage stellen sich Fotografen schon seit dem Aufkommen erster, in Serie produzierten Analogkameras Anfang des 20. Jahrhunderts. Ende der 80er Jahre begann mit der Marktreife digitaler Bildsensoren der Umbruch zwischen analoger und digitaler Fotografie. Anfangs in der Branche skeptisch betrachtet, setzte sich dieser Wandlungsprozess innerhalb kürzester Zeit durch.

Minolta Analogkamera

Heute hat jeder von uns ein Smartphone mit eingebauter Kamera. Fotografie: Ein Massenmedium, dass für uns alle zum Alltag geworden ist. Elektronik-Märkte versprechen schon seit Jahren immer wieder neue Revolutionen. Von Digitalem Zoom und weit über 20 Megapixeln ist die Rede, 4K Video bieten sie auch noch! Klingt geil, Ausrüstung für Profis, wo kann ich unterschreiben? Tatsächlich sollte man sich zuerst mit der Frage beschäftigen, in wie weit Kameras, in der heutigen Zeit noch relevant sind, wo doch jedes Smartphone eine eingebaute Linse bietet. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt deutlich, dass die reine Digitalkamera, die wir seit der Jahrtausendwende zu schätzen gelernt haben kurz vor dem Aussterben ist. Pocket Digi-Cam und Bridge-Kamera gibt es auch jetzt noch zahlreich zu kaufen, doch sind wir mal ehrlich – Warum sollte man Geld in ein zusätzliches Gerät investieren, wenn man ein Smartphone mit entsprechender Ausstattung am Mann hat.

Das erkennen auch die Kamera-Hersteller und schrauben die Produktion zurück. Zeitgleich entstehen Hybriden, wie das Huawei P9 Smartphone mit einem Kamera System aus dem Hause Leica, oder die neue Kodak Ektra, die Kamera mit Telefon sein möchte und nicht umgekehrt. Der große Bruder der Digi-Cam, die Spiegelreflex Kamera verliert für Otto-Normalverbraucher ebenso zunehmend an Relevanz, lediglich im Profibereich ist sie bisher nicht wegzudenken. Der Trend geht für den ambitionierten Hobbyfotografen mittlerweile eher zu kompakten Kameras mit Wechselobjektiven. Im Folgenden möchte ich euch einige wichtige Merkmale guter Kameras vorstellen und passende Produkte empfehlen.


SMARTPHONE

Ob Snapchat Instagram oder Twitter wir möchten unsere Kamera auf jeden Fall benutzen, um besondere Moment mit anderen teilen zu können. Fotoapps gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Generell kann man sagen, dass die meisten Kameras namhafter Smartphonehersteller oftmals für den Alltag völlig ausreichend sind. Besonders positiv fallen aber erst die teuren Flagship-Modelle auf, welche einer herkömmlichen Digitalkamera die Daseinsberechtigung rauben. Wem die gebotene Qualität allerdings nicht genügt der sollte sich die neuen hybriden Kamera-Smartphones anschauen.

Das chinesische Huawei P9 sticht hier besonders hervor. Mit eingebaute Leica Kamera-System bietet es eine hohe Lichtstärke von F2.2 (niedriger ist besser). Das bedeutet, die Kamera kann in lichtschwachen Situationen weniger verwackelte Bilder produzieren, als Konkurrenz mit herkömmlichen Linsen. Die gebotenen 12 Megapixel sind zudem völlig ausreichend, um Bilder zu Drucken, oder auf jedem erdenklichen Bildschirm betrachtet zu werden. Zusätzlich besteht noch die Möglichkeit Fotos im RAW-Format für eine bessere Nachverarbeitung zu schießen. Für mich als gelernter Fotograf waren aber schon immer die Funktionen der Kamera App am wichtigsten, um individuell Einstellungen vornehmen zu können. Leica spendiert in diesem Fall dem P9 eine hervorragende, bisher konkurrenzlose Kamera-App, mit der Möglichkeit manuell zu fotografieren. Das ist hervorragend, denn nicht immer erzielt man mit den automatischen Einstellungen ein gutes Ergebnis

Smartphone neben Analogkamera


SPIEGELLOSE SYSTEMKAMERAS

Was ist eine Systemkamera?

Systemkameras verfügen über ein bestimmtes (meist vom Hersteller abhängiges) Anschlusssystem zum Wechseln verschiedener Optiken.

Und was bedeutet Spiegellos?

Generell erstmal alle Kameras bei denen im inneren kein klappbarer Spiegel verbaut ist, der benötigt wird, um ein Bild im Sucher zu erzeugen. Kameras ohne Spiegel verfügen normalerweise über einen elektronischen Sucher, also ein kleines LCD Display, oder auch eine Live-Vorschau über den rückseitigen Bildschirm. Meist bieten die „spiegellosen“ eine hervorragende Bildqualität und Funktionsumfang, ähnlich wie große DSLRs, ein hochwertiges Gehäuse, sowie die Möglichkeit die Objektive der Situation entsprechend zu wechseln.

Vom Kauf einer Kompaktkamera mit festem Objektiv würde ich mittlerweile eher abraten. Sie bieten kaum Mehrwert zu Smartphones. Spiegellose Kameras mit Wechselobjektiven sind oft die bessere Wahl, aber auch teurer. Es gibt allerdings (teure) Ausnahmen. Eine große Auswahl dieser Art von Kameras bietet Fujifilm. Die X-T10 beispielsweise bewegt sich im mittleren Preissegment und bietet die gleichen Vorteile wie große DSLRs, kombiniert mit Benutzerfreundlichkeit durch automatik und zugleich der Möglichkeit manuell zu Fotografieren. Entscheidender Vorteil der Systemkamera gegenüber Smartphones sind die höherwertigen Objektive, was in besserer Schärfe und Farbtreue resultiert, sowie die besseren Sensoren. Große Unterschiede gibt es hier im ISO-Rauschverhalten, also die Körnung bei schlechtem Licht.


SpiegelreflexkameraSPIEGELREFLEX KAMERA

Kommen wir nun zur Königsklasse. Die bauartbedingten eher wuchtigen Spiegelreflexkameras bieten die meisten Funktionen, sowie ein umfangreiches Angebot an Objektiven für unterschiedliche Zwecke. Die größeren und besseren Sensoren sorgen für beste Bildqualität und Rauschverhalten. 30-50 Megapixel sind im Profibereich keine Seltenheit und ermöglichen mit einem passendem Objektiv erheblichen Mehrwert gegenüber kleineren Kamera-Systemen. Empfehlen würde ich DSLRs aber nur noch Fotografen die manuell Fotografieren möchten, also ohne den AUTO Modus. Zudem sind sie wie bereits erwähnt nicht gerade sehr handlich, eine Tasche für Kamera und Zubehör ist quasi Pflicht.

Die Preise für Profi Kameras sprengen oft den Geldbeutel und bewegen sich zwischen 1000 und 2000€ wobei hier eigentlich nach oben noch alles möglich ist, bis hin zum Mittelformat, das nur im Fachhandel erhältlich ist und erst im 5-stelligen bereich über die Ladentheke wandert. Schön ist auch dass DSLRs eine gute Investition auf Zeit sind, da die Funktionen mehrere Jahre aktuell bleiben. Doch nun zur Empfehlung: Die beiden größten Hersteller dieses Segments sind Canon und Nikon. Beide sind im Funktionsumfang, sowie Qualität etwa gleich, die richtige Wahl ist eher eine Geschmackssache.

Zu den erschwinglichen Top-Modellen gehören im Moment die Canon EOS 6D, bei Nikon die D750. Vom Profi bzw. Berufsfotografen allgemein benutzt werden die Reihen Canon EOS 5D und Nikon D800. Die gekaufte DSLR sollte etwa 16-24MP bieten, weniger sollten es nicht sein, mehr sind nicht immer sinnvoll. Je mehr Pixel, desto größer werden die Daten (50MB und mehr für ein Foto sind keine Seltenheit). Billige Kameras mit vielen Pixeln, profitieren nur selten davon.

 


VIDEO

Ob man eine Videofunktion braucht, muss jeder für sich selbst entscheiden, Smartphones haben sie garantiert, die meisten anderen Kameras mittlerweile auch. Oft sind die DSLRs, wie meine eigene Kamera (Nikon D800) aber ohne Autofokus, was nicht zwangsläufig ein Beinbruch ist – Eignet sich perfekt, um Trailer in der Uni zu drehen :D


Verschiedene Nikon Objektive
OBJEKTIVE

Solltet ihr euch für eine Kamera mit Wechselobjektiven entscheiden, kommt natürlich die Frage auf, welche Objektive sind für mich geeignet. Wichtig ist, dass ihr euch im Vorfeld informiert, welche Optik für das gekaufte Kamerasystem geeignet ist. Unterschieden werden hier Aspekte, wie Objektivanschluss (z.B. Nikon), sowie ob eine Linse für Vollformat (auch Kleinbild kurz KB), oder APS-C Sensoren entwickelt wurde, davon ist die Bildqualität abhängig. Benutzt man ein KB Objektiv an einer APS-C Kamera resultiert das automatisch in einer Brennweitenverlängerung von 1,5 sprich ein Zoom Effekt, auch Crop Faktor genannt, weil die Sensoren unterschiedliche Größen und Abbildungsmaßstäbe haben.

Brennweite = Stärke des Zooms

Kleinbild = Sensor in der Größe eines analogen 35mm Films. 35x24mm

APS-C = Kleinerer Sensor, wird in dem meisten Digitalkameras verwendet. 22,2×14,8mm

Weg von der Wissenschaft zu den verschiedenen Linsentypen:

Die eierlegende Wollmilchsau aller Optiken sind zuallererst die Reise-Zooms: Hier wird versucht bei kompakten Abmessungen Brennweiten von Weitwinkel bis Tele (Zoom) unter zu bringen. Nun ja das funktioniert solala, und wie wir Fotografen gerne sagen ist eine solche Optik verglichen mit anderen eher ein Flaschenboden. Allgemein gilt, je genauer der Einsatzzweck definiert ist, desto besser ist die Optik daran angepasst. Festbrennweiten, also Optiken ohne Zoom bieten normalerweise die beste Bildqualität, der Abstand zum Objekt muss hier durch die Bewegung des Fotografen ausgeglichen werden, Zoom ist nicht vorhanden.


Typische Brennweiten bei NIKON

Optiken für Nikon FX (Vollformat DSLRs):

Fisheye (Spass Fotos ;-) ): 10,5mm

Weitwinkelzoom (Landschaft): 16-35mm

Normalbrennweite (Allrounder) 50mm

Allrounder 24-70mm

Portrait-Objektiv (Portrait, Allrounder): 85mm

Makro Objektiv: (Makro, Portrait, Allrounder) 100mm

Telezoom: (Sport, Makro, Tiere, Portrait) 70-200mm

Tele (Sport, Makro, Tiere, manchmal noch Portrait) 200 oder 300mm

Supertele (Sport, Makro Tiere) 200-500mm


Ergänzungen sind willkommen, wenn Ihr weitere Fragen zu Optiken und Kameras habt, schreibt einfach in den Kommentarbereich!

2 responses to Die perfekte Kamera für Snapper und Fotografen

  1. Sven says:

    Hallo Sebastian,

    da ich nur ein Kamera-Noob bin, ist der Text nicht der einfachste für mich. Dennoch habe ich alles verstanden. Sehr gut geschrieben. Weiter so.

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