Ein Dschungel. So würde ich wahrscheinlich die heutige Online-Welt beschreiben.
Wir werden von der Zahl der möglichen Angebote geradezu überrumpelt. Eine Hydra. Mit dem Fall einer Plattform kommen unzählige neue auf den Markt. Früher hatten wir nur SchülerVZ, heute Facebook, Twitter, Instagram & Co. Zu Filtern, welche Informationen tatsächlich noch relevant sind, wird stetig schwieriger. Wo kommuniziere ich am besten mit meinen Mitmenschen, und wie erhalte ich die gewünschte Reichweite?
Ich selbst beschäftige mich seit etwa 10 Jahren intensiv mit Fotografie. Anfangs nur als Hobby-Blümchen-Knipser unterwegs ging ich den Weg über eine Ausbildung zum Produktfotografen und biete heute selbst fotografische Dienstleistungen an. Schon damals, als ich noch am Anfang stand war eines Klar:
Du bist Fotograf, du musst anderen Menschen zeigen was du machst. Anerkennung – Das willst du als Newbie. Du willst hören „Hey, deine Fotos sind der Wahnsinn!“ Die ganze Welt muss mein Werk sehen können. Langsam realisiert du „Hui ich bin ja doch nicht alleine auf der Welt, ich muss besser werden“. Man sucht verstärkt Feedback, konstruktive Kritik, um die eigene Leistung zu verbessern. Dann beginnt man sein Portfolio aufzubauen und das Spiel beginnt wieder von vorne, indem man dem ganzen Internet seine Professionalität um die Ohren schlägt.
So, oder zumindest ähnlich waren meine Erlebnisse zur Selbstvermarktung und Präsentation meiner Arbeiten im Netz. Seit dem Beginn meiner Reise durch die Welt der Fotografie konnte ich Aufstieg und Abstieg vieler Social-Media Plattformen und Fotocommunities miterleben. Heute möchte ich euch 5 Plattformen vorstellen, die mich in dieser Zeit begleitet haben, welche Vor- und Nachteile diese bieten und dabei helfen die richtige Plattform/en zu finden.
Flickr:
Entspricht seit 2004 seiner heutigen Form und wurde 2005 von Yahoo aufgekauft. Seitdem wird es stetig weiter entwickelt. Hier habe ich meine ersten Erlebnisse mit Fotocommunities, sowie weltweites Feedback zu meinen Bildern sammeln können. Vom absoluten „Voll-Noob“ über Hobbyknipser bis zum Profi findest du hier alles. Mittlerweile hat man als User 1TB kostenlosen Speicherplatz um Inhalte hochzuladen. Echt viel, wenn man bedenkt, dass Datendienste wie Dropbox und Google nur zwischen 2 und 15GB kostenlos anbieten. Mächtig. Auch Erwähnenswert: Die Smartphone App ist durchweg solide.
Aktiv genutzt habe ich Flickr etwa 2 Jahre, irgendwann genügte mir das gebotene nicht mehr, denn die Seite wirkte oft altbacken im Vergleich zu den neuen trendy Fotodiensten, die später dazu kamen. Auch in der Community fühlte ich mich irgendwann nicht mehr wohl, gefühlt zu wenig Reichweite, wenig konstruktive Kommentare, weshalb ich mich in diesem Jahr auch entschloss den Account endgültig zu löschen und meine Datenflut im Netz etwas einzudämmen. Ich bin unsicher wie lange es Flickr tatsächlich in seiner jetzigen Form noch geben wird da es dem Mutterkonzern Yahoo im Moment nicht besonders gut geht. – Yahoo, bringt doch bitte endlich wieder INNOVATION auf diese Plattform…
500px.com:
Für mich ein Überraschungshit. 2009 aus dem Boden gestampft wurde die Seite zur zentralen Plattform für mich als damals „Fortgeschrittener Amateur Fotograf“. Auch hier ist ein großes Spektrum unterschiedlicher Fotografen vertreten, hauptsächlich jüngere Leute, aufstrebende Fotokünstler. Durch eine ordentliche Verschlagwortung erreicht man relativ einfach eine große Reichweite, sowie neue Follower / Online-Bekanntschaften unter Fotografen. Neben „Follow-back“ Anfragen und „Like+Follow“ Bekenntnissen im Kommentarbereich findet man hier oft auch konstruktives Feedback und gleichgesinnte. Ein schönes Genre-System und eine schicke grafische Oberfläche sorgen für eine angenehme Nutzungserfahrung.
Highlight für mich war damals die neue Funktion die EXIF-Daten, also Informationen über Zeit, Blende & Co. direkt aus dem Bild auszulesen. Zusätzlich können ausführliche Statistiken abgerufen werden, die App des Dienstes ist gut durchdacht und lässt sich genau wie die normale Plattform nutzen. Mittlerweile haben viele andere Dienste ähnliche Funktionen, dennoch bin ich bis heute auf der Plattform aktiv, was wohl die nächsten Jahre auch noch so bleiben wird.
Instagram:
Zweifelsfrei der Satan auf Erden für viele Fotografen. Wieso eigentlich? Wie ich waren viele skeptisch als sich Instagram zum Hype entwickelte – Was fällt denen ein, billige Handyfotos als Fotografie, oder Kunst zu bezeichnen. Tatsächlich war es dann doch nicht so schlimm. Absehen davon, dass Instagram dank der unzähligen Filter und Einstellungen zu den besten Foto-Apps auf dem Smartphone gehört hat sich die Plattform mittlerweile auch bei den Profis etabliert. Abgesehen von dem bescheuerten „Feature“ nur auf dem Handy Inhalte posten zu können, also umständlich Fotos auf das Smartphone importieren zu müssen, bietet Instagram nämlich eine erstaunlich gute Reichweite aufgrund der hohen Nutzerzahlen. Exzessives Nutzen von Hashtags vorrausgesetzt.
Ich habe Instagram als Publishing-Plattform erst vor kurzem wieder für mich entdeckt, während meines Studiums im Bereich Onlinekommunikation. Tatsächlich ist es allerdings so, dass ihr hier auf konstruktives Feedback lange warten könnt. Es tobt lediglich eine Schlacht um die meisten Likes und Follower (IMHO). Vorsicht ist auch beim Mutterkonzern Facebook geboten. Dieser behält sich in einer schwammigen und undurchsichtigen AGB vor, sämtliche hochgeladenen Fotos möglicherweise auch für eigene (Werbe) Zwecke nutzen zu dürfen. Gleiches gilt natürlich auch für Facebook und alle dazugehörigen Marken.
Fotocommunity.de:
Ein deutschsprachiges Austauschforum für Amateurfotografen, stellenweise kann man hier auch Profis finden. Positiv hervorzuheben sind Lob & Kritik der anderen User und die Möglichkeit im Forum durchweg um Rat bitten zu können. Die Seite selbst ist mittlerweile etwas altbacken, auch die Zahl der Uploads ist beschränkt und nur mit einer Premium-Mitgliedschaft anzuheben. Empfehlen würde ich die Plattform aber eher nur Hobbyfotografen. Professionelle sollten lieber eine eigene Webseite plus 500px, oder Behance nutzen. Ich selbst war nur kurzzeitig auf der Plattform unterwegs, da die Funktionen schnell ihren Reiz verloren und die Community im Vergleich zu anderen internationalen Plattformen doch recht klein ist, sowie ein nach außen eher geschlossenes System.
Behance:
Lange Zeit von mir unbeachtet bietet sich Behance als gute Plattform für ein Portfolio an. Hier tummelt sich alles, was mit Kreativität irgendwas am Hut hat Fotografie, Design, Illustration… Vor allem Professionelle können hier ihre eigenen Arbeiten präsentieren und eine eigene Identität im Netz aufbauen. Neben außergewöhnlichen Projekten, die hier zu finden sind, gibt es ebenso die Möglichkeit Menschen zu folgen, bzw. Arbeiten zu liken. Besonders interessant ist auch die Möglichkeit in andere Bereiche, wie Grafikdesign hineinzuschnuppern und die Seite als Quelle für die eigene Inspiration zu nutzen. Kann ich jedem empfehlen, der sich im kreativen Bereich herumtreibt.
Außen vor geblieben sind hier die Facebook Pages, viele Fotografen haben eine. Dennoch – Für mich kein klassisches Medium zum Publizieren, da ich hier nur Verlinkungen zu meinem Portfolio poste. Auch ist es bei den Pages deutlich schwieriger schnell Reichweite aufzubauen. An dieser Stelle wieder einen kurzen Reminder: Thema Datenkrake.
Fotocommunities sind an sich eine tolle Sache, für mich zählt aber eine eigene Webseite zum „Must-Have“ – Gerade, wenn man professionell im Netz auftreten möchte mit dem, was man tut.
Aktuell wird bei mir Instagram (keine Handy Fotos), 500px.com, Twitter und Facebook Pages zum Präsentieren meines Portfolios benutzt, stets mit Verlinkung zu meiner eigenen Webseite, da ich dort meine Reichweite hauptsächlich generieren möchte.
Ich hoffe euch im Online-Dschungel etwas den Weg weisen zu können und bin gespannt was die nächsten Jahre auf diesem Gebiet im Netz zu bieten haben.
Gerne könnt ihr eure Meinung im Kommentarbereich teilen – Welche Netzwerke verwendet ihr zur Publikation eurer Fotos?
http://www.luxundlaune.com/ ist auch ganz gut für Portfolios.
Hallo, Danke für den Artikel.
Ich veröffentlichte viele Fotos auf Flickr, insbesondere die Statistiken dort mit Pro Account gefallen mir.
Kann ich auch bei den anderen Plattformen meine Klickzahlen sehen?
VG Anna
500px bietet ähnlich ausführliche Statistiken, ebenso ein Instagram Business Account, der aber erst ab einer gewissen Followerzahl freigeschaltet werden kann.
Eine weitere Möglichkeit wäre Pixabay https://pixabay.com/de/ um seine Fotos zu veröffentlichen auch eine Statistik für jedes einzelne Foto ist vorhanden, und mit etwas glück gibt es auch Geld für die Kaffeekasse.